Sie fielen vom Himmel by Heinz G. Konsalik

Sie fielen vom Himmel by Heinz G. Konsalik

Autor:Heinz G. Konsalik [Konsalik, Heinz G.]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2010-09-30T04:00:00+00:00


An diesem 14. Februar, abends um 19 Uhr, fiel Feldwebel Hugo Lehmann III.

Die Stellungen der 3. Kompanie zogen sich unterhalb des Klosters zum Calvarienberg hin, einem Nebenberg des Monte Cassino, der mit ihm zusammen ein Massiv bildete, das nur ein kleines Tal durchschnitt. Hier waren die Bunker und Unterstände, die Einmannlöcher und MG-Nester, die Nebelwerfer und leichten Gebirgsgeschütze eingegraben, von hier aus bellte den immer wieder angreifenden Indern und Gurkhas, Maoris und Neuseeländern das Sperrfeuer der Fallschirmjäger entgegen. Wer den Calvarienberg besaß, hatte die Möglichkeit, die deutsche Linie aufzurollen und den Monte Cassino zu nehmen. An dieser Stelle lag auch die Gruppe des Feldwebels Lehmann III. Sie befand sich eigentlich in Ruhe, war abgelöst worden und hockte in den Felsunterständen und den unter Wasser stehenden Schützenlöchern, reinigte die Gewehre und kaute die Verpflegung, die von den Trägern des Nachts über das ›Tal des Todes‹ zu ihr hingeschleppt wurde. Trockenes Brot mit Margarine und Zucker. Dazu tranken sie Wasser, abgestanden und fade, denn es war Regenwasser, das sie in Zeltplanen auffingen. Der Tee und der dünne Kaffee, der mit den Trägern in die Stellung kam, war in ein paar Schlucken hinuntergestürzt. Lehmann III, der in allen Lagen korrekte Vorgesetzte, der sieben Monate lang mit seiner ›Flüstertüte‹ auf dem Übungsfeld stand und die jungen Fallschirmjäger mit dem Orkan des ›Windesels‹ über den Rasen schleifen ließ, um ihnen das Abrollen und Umlaufen des Fallschirmes beizubringen, benutzte diese Ruhestunden, um einen Rundgang zu machen. Nicht zu einem Plauderstündchen bei Maaßen und Theo Klein, dessen Witze ihm so etwas wie ein Ersatz der römischen Bordelle waren, sondern um den jungen Schlipsen zu zeigen, wie man einen Unterstand trocken bekommt und trocken behält, auch wenn es – wie er in seiner blumigen Ausbildersprache schrie – ›Scheiße regnet‹. Lehmann III hatte gerade einen überschwemmten Unterstand besichtigt und herausgefunden, daß die Wasserablaufrinne im Boden nicht das nötige Gefälle hatte, um den Unterstand wenigstens etwas zum Hang hin zu entwässern, was er mit den Worten kommentierte: »Wenn ihr Pfeifen glaubt, ihr könntet euch hier ein Privatschwimmbad anlegen, dann habt ihr gegen den Wind gepißt!« da krachte es schauerlich, und Lehmann III sauste mit einem Hechtsprung zum nächsten Einmannloch. Er fiel vorschriftsmäßig mit den Beinen zuerst in die Deckung und war erstaunt, auf einen weichen Gegenstand zu fallen. In dem Loch hockte bereits ein junger Fallschirmjäger, eine ›Träne‹ des Ersatzes, und hatte den Kopf eingezogen.

»Was machen Sie denn hier?!« schrie Lehmann III außer sich. Er hatte sich den Fuß verstaucht, weil er auf die Gasmaske des Jungen gefallen war. »Stehen Sie Posten?!«

»Nein.« Der Junge drückte sich an die Lehmwand, um dem Feldwebel in dem engen Loch Platz zu machen.

»Nicht?!« Lehmann III brüllte auf. »Sie haben im Unterstand zu sein! Sie wollen sich wohl vor dem Leerschöpfen drücken, was? Während die anderen schwimmen, gehen Sie sonnenbaden?! 'raus! In den Unterstand!« kommandierte er. Vor ihm krachte es. Steine wirbelten hoch, Splitter surrten durch die Luft. Es regnete wieder … ein Matsch von Erde und Gestein ergoß sich über die beiden Männer. »'raus!« schrie Lehmann III.



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